Platz-nehmen

Das gehört sich nicht!!

(c) www.platz-nehmen.com

Vor ca. 250 Jahren soll Alexander von Humboldt (1769 – 1859) gesagt haben: “Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Konstantinopel halte ich für die schönsten der Erde.” Er mag in vielen Bereichen recht gehabt haben, war er doch Weltreisender, Geograf und Forscher.

Und doch wird diese eine der schönsten Städte der Welt, in der ich zu Hause bin, nämlich Salzburg, immer schmutziger.

Fast Food – Fast Waste

Wenn ich die Autobahn-Abfahrt nehme, die mich nach Hause bringt, ist der Straßenrand mit Plastikflaschen, Bier- und anderen Getränkedosen und Fastfood-Speisen-Verpackungen gesäumt. Der neue Slogan “Fast food – fast waste” 😉 – schnell gegessen, schnell entsorgt. Mach keinen Mist – propagiert die Asfinag

Vor mir geht jemand auf der Straße, lässt einfach seinen Müll fallen und geht weiter. Auf dem Parkplatz steige ich in einen Haufen Zigarettenstummel. Jemand hat hier einfach seinen Auto-Aschenbecher entleert. Im Altpapiercontainer liegen alte Zeitungen in einem Plastiksackerl (deutsch Plastiktüte) entsorgt und in der Biomülltonne befindet sich alles Mögliche – nur kein Bio. Ein sonniger Tag, der Wald ruft, einige Menschen sind unterwegs. Auch sie wollen die Natur genießen – wieder im Wald die Plastikflaschen und Metalldosen und sonstige Überreste des menschlichen Besuchs in der Natur. (Wobei, man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Man geht in den Wald/auf den Berg/an den See, um die Natur zu genießen und hinterlässt dort Müll!?!?)

Früher war es besser

Und nun wieder der Früher-war-alles-besser-Absatz – ich merke, ich werde alt. 😉 In meiner Kindheit gehörte ordentliche Müllentsorgung zu einer guten Erziehung. Wir hätten uns – in meiner Lebensumfeld-Bubble – nicht getraut, eine Glasflasche, ein Sunkist oder Dreh-und-Trink einfach da fallen zu lassen, wo wir sie nicht mehr gebraucht haben. Machte man einen Ausflug mit Jause von daheim, dann wurde nach dem Verzehr wieder alles ordentlich eingepackt, mitgenommen und in den nächsten Müllkübel geworfen oder nach Hause getragen. Aber der Müll wurde nicht einfach im Wald entsorgt. Irgendwie hatten wir auch damals noch nicht so viel, was wir einfach so wegwerfen hätten können. Aber das ist keine Entschuldigung für mich, nicht mehr Gebrauchtes da fallen zu lassen, wo es gerade passt. Das tut man nicht! Das gehört sich einfach nicht! (Ich weiß, diese Sätze sind sooooooooooo retro, aber etwas revival würde ihnen gut tun – und uns auch 🙂 )

Natur trifft Bahndamm

Ich wohne in der Nähe des Bahndammes. Grundsätzlich ist die Gegend ok, nicht die allerbeste in Salzburg – aber die könnte sich Ottilie Normalverbraucherin eh nicht leisten. Ein kleines Wäldchen, viel Getier, bunte Blumen – eine größere Artenvielfalt als am Land, wenn man auch Unkraut gelten lässt. 2016 wurde sogar eine Exkursion des Hauses der Natur angeboten, da es in dieser Gegend eine besondere Flora und Fauna gibt, mit Spezies die hier gar nicht heimisch sind. Die haben so lustigen Namen wie mediterrane Mäusegerste, Klatschmohn-Stink-Pippau und südafrikanisches Schmalblatt-Greiskraut. Hier leben italienische Eidechsen, blauflügelige Öllandschrecken, Weinbergschnecken und einiges an Getier, das Caruso dann auch schon mal nach Hause mitbringt. 🙂 Die Igel kommen im Sommer jeden Tag von selbst!

Industrie trifft Natur.  Wäre ja irgendwie auch eine coole Mischung. Nebenbei ein kleines Bächlein, Entenfamilien – fast idyllisch.

Wenn da nicht dieser ewige Müll der Passanten und Passantinnen wäre. Es wird alles weggeworfen, was nicht mehr gebraucht wird. Das kleine Wäldchen gleicht immer wieder einer wilden Mülldeponie. Es nervt mich, es nervt mich so richtig, überall diese Überbleibsel unserer Konsumgesellschaft in der Natur zu finden, egal ob Plastikflaschen, Dosen, Tüten vom Spaziergang oder  Kühlschränke, Matratzen, kaputte Räder oder was sonst so “geldsparend” entsorgt wird.

Das gehört sich nicht

Ja ok, jetzt packe ich ihn wieder aus, den moralisierenden Zeigefinger. 😉 Warum ist einfach alles egal, weil es eh irgendeiner oder eine wieder wegräumt? Wieso machen wir so einen Unterschied zwischen den eigenen (durchwegs) sauberen, durchgestylten vier Wänden und dem öffentlichen Raum? Im eigenen Garten wird der Rasen mit der Nagelschere geschnitten, aber außerhalb des Grundstücks ist alles “wurscht”!?

Es wird über Müllvermeidung diskutiert und dazu neue Gesetze angedacht. Ganz stolz ist man gerade auf die Reduzierung der Plastiktüten.  Bewegungen wie Zero-Waste greifen um sich – natürlich mit der passenden Literatur dazu, weil da ja wieder Geschäft zu machen ist. Alles gut und schön und wichtig!!! Und natürlich kommt jetzt wieder mein Aber. Wir brauchen vor allem wieder mehr Gefühl für das Es-gehört-sich-einfach-nicht-alles-zu-entsorgen-wo-und-wie-es-mir-gefällt!!! Es soll wieder uncool sein, überall seinen Mist fallen zu lassen, ohne sich dabei was zu denken. Dazu braucht es nicht noch mehr Bürokratie sondern ein Gefühl für Anstand und Verbundenheit mit unserer nächsten Umgebung (falls für die eine oder den anderen der Begriff Natur zu abstrakt ist 😉 )

„Bitte verlassen Sie diesen Platz so, wie Sie ihn vorzufinden wünschen/wünschen würden“

Wenn wir alle vor unserer eigenen Haustüre kehren würden, wäre es dann nicht überall gleich viel sauberer?

Was meint Ihr dazu?

Passend zum Thema – Frühjahrsputz der Stadt Salzburg