Platz-nehmen

Schreiben, Schatz für die Seele – Blogparade

Maria Al-Mana von Unruhewerk und eine der Gründerinnen des Netzwerkes 50plus Blogger lädt zur Blogparade ein, Thema 50plus-BloggerInnen – hilft euch das Schreiben? Schreiben hilft? Wenn ja, wobei?

Bloggen versus Schreiben!?!?

Hilft mir das Schreiben und wenn ja wobei? Grundsätzlich dürfte/müsste ich doch mit einem eindeutigen Ja antworten, mein Sein als Bloggerin würde das schon bedingen. Doch helfen? Ist helfen für mich wirklich der richtige Ausdruck?

Verändert es was in mir, wenn ein Blogbeitrag nach außen geht? Manchmal sind meine Zweifel beim Veröffentlichen eines Beitrages größer als das schlechte Gewissen darüber, dass ich mich nicht an die „vorgeschriebene“ Kontinuität beim Veröffentlichen halte. Als Bloggerin macht mir Schreiben manchmal Stress, weil ja jeder Blogbeitrag auch immer etwas von mir preis gibt. Etwas von mir sichtbar macht, auf das ich keinen Einfluss habe, wie die EmpfängerInnen, das interpretieren. Ich habe meinen Platz als Bloggerin noch nicht 100% gefunden. Dieser Spagat zwischen den Anforderungen, die heutzutage zu erfüllen sind, um eine „erfolgreiche“ Bloggerin zu sein und meinem ganz Eigenen, das nach Ausdruck verlangt ohne Rücksicht auf das, was sein zu müssen „scheint“, ist manchmal eine große Herausforderung für mich. Also entweder mainstreamiger werden oder aufhören zu bloggen? Oder eben diesen Mittelweg finden, der mir gut tut und gleichzeitig auch für meine LeserInnen interessant, inspirierend sein mag.

Mein Blog heißt nicht ohne Grund Platz-nehmen, weil genau dieses Austarieren in meinem Leben und somit auch beim Schreiben, ein großes Thema ist. Bloggen ist Schreiben mit Absicht und Fokus und das Schreiben, worum es in diesem Beitrag geht, “absichtslos”, nicht rein Mittel zum Zweck sondern steht für sich selbst.

Im Kopf Platz machen, Raum schaffen

So gesehen hilft mir schreiben, weil ich damit Platz in meinem Kopf mache, Raum schaffe, für das, was da so an Gedanken darin – oft gar nicht greifbar – herumgeistert. Immer öfter wollen Gedanken nach außen, gerade seit ich mich in kreativem Schreiben übe, die mich selbst überraschen. Gedanken, die mich amüsieren, unterhalten aber auch oft verstören.

Seit einiger Zeit übe ich mich in Morgenseiten, eine der vielen Möglichkeiten des kreativen Schreibens, das mir in Form des Buches Seelenfeder von Beatrix Schulte zugefallen ist. Kaum munter, wälze ich mich noch etwas schlafduselig auf die Seite und schreibe in mein Heft, was da gerade an Gedanken kommt, bevor die Das-muss-heute-erledigt- und Dies-hätte-ich-auch-tun-sollen-Gedanken die Herrschaft über mein Wachbewusstsein einnehmen. Mich leer schreiben für den kommenden Tag, Platz machen für das, was der Tag so bringen wird, ohne das Sammelsurium an aufmüpfigen, unkontrollierbaren und unproduktiven Gedanken und Grübeleien “mitzuschleppen”. So spannend, zu schreiben, was ich neben dem, was mir bestens vertraut ist, denke. Eine Philosophin ist ganz versteckt in mir und kommt eher beim Schreiben an die Oberfläche. Sie ist schüchtern, zeigt sich nicht immer öffentlich. Doch wenn wir beim Schreiben allein sind, dann ist sie präsent und inspirierend, bringt mich zum Lachen oder fordert Tränen von mir.

Schreiben ist Übung für mich. Übung, die schwirrenden Gedanken dingfest zu machen und sie ohne Bewertung sichtbar werden zu lassen. Ich übe mich darin, Gedanken greifbar und fühlbar zu machen.

Schreiben als Hand.Werk

Schreiben ist für mich wie sprechen aber tiefer. Ich habe Zeit, das kommen zu lassen, was jetzt gerade da ist. Es wird nicht sofort korrigiert und in vernünftig oder Nonsens eingeteilt (da bin ich noch am Üben, mein Monk-Anteil jault manchmal sehr 🙂 ) wie es beim Sprechen oft der Fall ist. Wenn ich so aus dem Handgelenk schreibe, dann ist die Zensur nicht so schnell wie beim Reden oder beim Tippen. Schreiben unterstützt einen Teil meiner Persönlichkeit, der oft im Reden so um „verständlichen“ Ausdruck ringt, Angst hat, nicht verstanden zu werden oder sich scheinbar zu komisch auszudrücken. Es lässt raus, gibt mir Zeit, zu feilen, ist nicht so flüchtig wie das gesprochene Wort.

Abseits von „jetzt ist wieder ein Blogartikel zu verfassen” – ist Schreiben meine Art, mich kreativ zu betätigen. Meine innere Künstlerin schreibt gerne, liebt Wörter, beschäftigt sich mit Wörtern. Ich liebe es mit der Hand zu schreiben, die Buchstaben zu beobachten, die aus meinem Handgelenk und meiner Füllfeder zu fließen. Etwas zu erschaffen, auf eine mir eigene Art kreativ zu sein. Wörter zu überdenken, ihre Bedeutungsvielfalt zu erarbeiten, ihnen Raum geben für den ihnen innewohnenden Ausdruck bzw. Eindruck, den sie machen.

Ja, Schreiben hilft

Schreiben hilft mir und braucht nicht viel Platz und Werkzeug. Es begleitet mich seit geraumer Zeit auf dem Weg zu mir selbst, überrascht mich, verwundert mich, stärkt mich, macht mich ein Stück freier und verändert mich dadurch. (Übrigens nicht nur mich, wie man diesem interessanten Beitrag aus der Zeit – Wie das Schreiben das Denken verändert entnehmen kann.)

Danke an Maria Al-Mana, die mich mit ihrer Frage inspiriert und mich mit ihrem Aufruf zur Blogparade motiviert hat, dieser Frage in mir Raum zu geben. Jetzt kann ich mit gutem Gewissen und aus vollem Herzen sagen, JA, Schreiben hilft mir und macht mir Freude.

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