Platz-nehmen

Das Glück is a Vogerl – Blogparade

Meine erste Teilnahme an einer Blogparade, schon etwas aufregend für mich. Zufällig oder glücklicherweise stieß ich auf die Blogparade von Andreas Schmied von der Wunschschmiede mit dem Thema „Sind Sie ein glücklicher Mensch – wo geht´s denn hier zum Glück?“

Seit dem ist einige Zeit vergangen, aber das Thema ließ mich irgendwie nicht los.

Der Weg ins Glück

Tja, eine gute Frage. Wo geht´s denn hier zum Glück? Schade, dass es keine Hinweis-Schild für den Ort „Glück“ gibt. Oder eine App oder Geo-Caching nach dem Glück – schön verpackt in unverrottbaren Dosen und immer auffindbar. Gibt es doch Hinweise, was es braucht, um dort hinzugelangen? Ins Happy-End-Land des Lebens, DIE Landkarte ins Glück. Außer den vielen Ratgeberbüchern, Coaches und diversen mysteriösen BegleiterInnen auf dem Weg zum Glück – dabei rede ich noch nicht mal von all den Glücksbringern, die ihre Hauptsaison Ende des Jahres haben. Es wimmelt in dieser Zeit geradeso von Glücksschweinderln, vierblättrigen Kleeblättern, Glückspilzen und anderem Glücksbringern in den diversen Geschäften – egal ob aus Marzipan, Schokolade oder Plüsch. Wahrscheinlich machen sie alle glücklich, nämlich die AutorInnen, die VerkäuferInnen und die ProduzentInnen, die mit der Sehnsucht nach Glück ziemlich gutes Geld verdienen. Der Mensch mag es gern einfach und glaubt oft, sich das Glück erkaufen zu können.

Mei, was hab ich schon Glückskekse und -schweinderl in meinem Leben verzehrt, ob mir das Glück gebracht hat? (eher ein paar Kilo mehr 😉 ) Machte mich die vertilgte Schokolade glücklich? Ich weiß es schlicht und einfach nicht.

Ist Glück das Ziel?

Glück wird so oft als Ziel für einen statischen Zustand propagiert und wenn man diesen nicht erreicht, hat man was falsch gemacht, oder? Oder man ist einfach zu blöd, sich zu bücken, wo das „Glück doch auf der Straße liegt“. Und nein, es können auch nicht alle ihr „Glück auf dem Rücken von Pferden“ finden.

„Das Glück is a Vogerl“ – ist ein Wiener-Lied und das war das Erste, das mir zu dem Titel dieser Blogparade einfiel. Das Nächste war dann „Glücklich ist, wer vergisst was doch nicht zu ändern ist“ aus der Operette “Die Fledermaus” von Johann Strauß.

Bin ich ein glücklicher Mensch?

Aber nun zurück zu mir, bin ich ein glücklicher Mensch? Wenn ich die Frage mit nein beantworte, impliziert das, dass ich unglücklich, depressiv und negativ bin? Oder ist das Glück zu erreichen, ein Weg, eine Guideline durch mein Leben? Lange habe ich auch so gedacht, dass glücklich sein ein lang- bis ewig anhaltender, statischer Zustand sein muss und ich nur dann wirklich glücklich bin/sein kann, wenn ich diesen erreiche?

Jetzt habe ich meine Ansprüche an mich und an das Glück herunter geschraubt. 🙂 Das Glück darf jederzeit Platz-nehmen, ob für einen Moment oder für eine lange Zeit. Heute bekomme ich ein ganz warmes Glücksgefühl, wenn mein Seelenkater Rico ganz ruhig neben mir liegt. Das ist ganz was Besonderes. Oder wenn ich auf meiner Terrasse sitze, es ganz ruhig draußen ist, meine Katerbuben auch irgendwo herumliegen und ich bei mir bin. Es „überfällt“ mich auch, wenn ich mit meiner „Uralt-Freundin“ Tina in den Wald gehe, zur Ruhe komme und laut aussprechen darf, welche „Kleinigkeiten“ mich gerade erfreuen. Ich kann mich noch so an den einen Augenblick erinnern, als ich eines Tages auf dem Weg in die Arbeit auf den Untersberg zufuhr. Da gab so ein Moment, das Herz ging mir auf, ich fühlte mich von Glück durchdrungen, hier wohnen zu dürfen. Und wenn ich am Meer bin, die Zehen in den Sand grabe, das Meer rauschen höre und die Wellen beobachte, dann fühle ich auch Glück in mir. Es sind diese kleinen Situationen, die zu erkennen, mich glücklich macht.

Ein glückliches Leben – wirklich ein Glück?

Ich bin kein glücklicher Mensch, WEIL ich eben mein Leben lebe. Das mag jetzt möglicherweise eigenartig klingen oder ein eigenartiger Gedankengang sein. Doch für mich ist er stimmig. Wenn ich immer glücklich wäre, wäre das ein Glück? Oder könnte ich das Glück darin, überhaupt als solches noch erkennen? Glücklich werden wollen, würde bedeutet, ich bin es noch nicht. Für immer glücklich sein zu wollen, geht an der Realität des Lebens vorbei und ich hätte möglicherweise gar keine Chance, mich zu entwickeln.

Mein Leben ist ein Weg, manchmal bin ich glücklich, manchmal habe ich Glück, manchmal eben keines. Manchmal bin ich wütend, weil das Glücksvogerl mir vermeintlich eher auf den Kopf scheißt (sagt man nicht, ich weiß, aber es macht das ganze plastischer im Ausdruck 😉 ) oder mir eher ein Ei legt als mir Glück zu bringen. Wobei – manchmal habe ich auch mehr Glück als Verstand und manchmal erfahre/sehe ich erst im Nachhinein, was für ein Glück ich hatte, weil eine bestimmte Situation eintraf oder eben auch nicht. Es stellt sich dann natürlich die Frage, ob Glück Glückssache ist oder auch „erarbeitet“ werden kann.

„Gestern hat mich´s Glück verlassen“ singt Reinhard Fendrich in seinem Lied 1980. Es geht um sein Auto, das jetzt am Autofriedhof draußen liegt und sein ganzes Glück war. Glück ist definitiv nicht Materie. Das haben ja mittlerweile diverse Studien belegt – man denke an Bhutan, das glücklichste Land der Welt und doch viele arme Menschen. Und doch ist es manchmal auch ein Glück, im richtigen Moment Materie zu besitzen. Ja, auch finanzielles Glück hatte ich schon. Dafür bin ich auch sehr dankbar! Weil es mir geholfen hat. Und ich war glücklich, diese Hilfe zu bekommen.

Rezepte für Glück

Zufriedenheit, Achtsamkeit, Dankbarkeit und Reflexion sind für mich wichtige Zutaten, wenn nicht sogar Synonyme für Glück. Das Glück in den kleinen Dingen zu finden, zufrieden und dankbar zu sein, mich darin zu üben. Das sind meine Rezepte fürs Leben, manchmal geht´s und manchmal nicht. Glücklicherweise gibt es im Leben immer wieder genügend Momente, mich darin zu üben. Da darf ich mich wirklich glücklich schätzen.

Und zum Glück kann ich noch viel über Glück nachdenken.

Ich gebe die Frage weiter. Seid Ihr glückliche Menschen?